Eva Mamlok war 1933 ein 14 jähriges Mädchen, Jüdin, aus Kreuzberg, als sie nach mündlicher Überlieferung am Blücherplatz am Dach des Kaufhauses gut sichtbar die Aufschrift "Nieder mit Hitler" anbrachte.
Sie wurde verhaftet und nach ihrer Entlassung gründete sie eine Widerstandsgruppe mit anderen jungen Frauen. Sie wurde nach Riga deportiert und 1944 im KZ Stutthof ermordet.
Der Verein UpStadt e.V. schlägt nun vor, den Blücherplatz, wo ihre erste Widerstandsaktion stattfand, in Eva-Mamlok-Platz umzubenennen. Außerdem soll eine Gedenkstele aufgestellt werden, die an Eva Mamlok und ihre Mitstreiterinnen erinnert.
Die Initiative dazu entstand im August 2024, nachdem Mitglieder des Geschichts- und Lernorts Kreuzberg [GLOX] die beeindruckende Ausstellung "Gruppe Eva Mamlok – Widerstandsgeschichten" im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum besucht hatten.
Eva Mamlok soll in Berlin, genau dort, wo sie Widerstand leistete, ganz in der Nähe ihrer Wohnung, eine späte Ehrung mit einem nach ihr benannten Platz erfahren, dem heutigen Blücherplatz.
An diesem authentischen Ort sollen explizit der weibliche und der jüdische Widerstand geehrt und thematisiert werden, die im Stadtbild und in der Forschung unterrepräsentiert sind. Weiterhin folgt der Antrag zur Ehrung dem bereits 2005 gefassten Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg, Straßen und Plätze so lange nach Frauen zu benennen, bis mindestens die Hälfte aller Straßen und Plätze nach Frauen benannt ist.
Umbenennungen kennzeichnen das gesellschaftliche Bedürfnis, die Erinnerungspolitik früherer Staatsführungen zu hinterfragen und Personen oder Ereignisse zu würdigen, die bisher nicht im Fokus des öffentlichen Gedächtnisses standen.
Im Falle Eva Mamloks geht es darum, war eine Persönlichkeit zu ehren, die sich nicht nur bereits als Jugendliche mutig Gewalt und Terrorherrschaft der Nazis widersetzte, sondern darüber hinaus beharrlich Widerstand organisierte.
Als kompetente Referent:innen konnten wir gewinnen:
Alexandra Weltz-Rombach
Filmemacherin, Kuratorin und Produzentin in Berlin. Sie hat einen MA in Kulturwissenschaften, vergleichender Literaturwissenschaft und Geschichte. Ihre audiovisuellen Produktionen umfassen Dokumentarfilme, Kurzfilme und Online-Formate. 2020 gründete sie das Projekt Galerie Auslage, das sich als kuratorisches Labor für Kunst, Bücher, Objekte und Ideen verstand und nach den Prinzipien der DIY-Kultur, der Geschwindigkeit, Mobilität, des Experiments sowie der temporären und Zwischennutzung nach dem Berliner Modell arbeitete. Im Jahr 2023 war sie Mitherausgeberin des Buches Radical Film, Arts and Digital Media for Societies in Turmoil (K. Verlag). 2024 produzierte und kuratierte sie die Ausstellung Gruppe Eva Mamlok – Widerstandsgeschichten in Zusammenarbeit mit dem FHXB Museum in Berlin sowie das D'Lounge-Screeningprogramm des ersten Dokumentale Festivals.
Bertram Dudschus, Vorstand des Vereins UpStadt e.V.
Bertram Dudschus wuchs in Berlin als Mitarbeiter des Galeristen Herbert-Jakob Weinand im Umfeld der sogenannten Jungen Wilden wie Salomé, Elvira Bach und Rainer Fetting autodidaktisch in die Kunst- und Designwelt der 90er Jahre. Er arbeitet nach einem nicht beendeten Architekturstudium freiberuflich, konzeptionell und künstlerisch in den Bereichen Architektur, Innenarchitektur und Grafik.
Mit Freund:innen gründete er 2010 die Initiative Upstall für inklusive, gemeinwohlorientierte und umweltgerechte Stadtentwicklung, um sich als Stadtaktivist gegen den meistbietenden Verkauf der ehemaligen Dragonerkaserne am Mehringdamm zu engagieren. Nach erfolgreichem Engagement für das Gemeingut ist er bis heute Mitglied des Zukunftsrates im Modellprojekt Rathausblock Kreuzberg – eines paritätisch besetzten Gremiums, in dem kommunale und zivilgesellschaftliche Akteur:innen das Areal gemeinsam sozial- und umweltgerecht entwickeln. Im Rahmen dieses Verfahrens gründete er 2021 mit weiteren Stadtaktivist:innen den gemeinnützigen Verein UpStadt, der die Aufgabe hat, im Rathausblock den Geschichts- und Lernort Kreuzberg GLOX aufzubauen.