Und schon wird die Bühne zum bunten Gabentisch, auf dem für alle etwas dabei ist: ein sehr unterhaltsames Vergnügen.
Die kleine Meerjungfrau
Wie ich meine Schwester verlor oder Meerjungfrauen können nicht weinen
Eine Meerjungfrau verlässt ihre Heimat, tauscht ihren Fischschwanz mit zwei „plumpen Stützen, die die Menschen Beine nennen“, bezahlt mit ihrer Stimme und verliert damit die Möglichkeit, ihre Identität preiszugeben und sich zu offenbaren. Und dennoch tut sie es.
Die „plumpen Stützen“ bereiten ihr Höllenqualen bei jedem Schritt, und dennoch tanzt sie. Ohne zu zögern. Sie fragt nicht, was sie dafür zurück bekommt. Sie braucht keine Gewissheit, dass der Prinz ihre Liebe erwidern wird und sie eine unsterbliche Seele erlangt.
Wie viel Mut braucht es, um tief und bedingungslos zu lieben? Wie viel Risiko ist die eigene Liebe wert? Wie viel sind Menschen bereit in Kauf zu nehmen und zurückzulassen? Was sind sie bereit aufzugeben? Und ist es wirklich ein Aufgeben oder ist es eine Bereicherung? Wird Liebe erst wertvoll, wenn sie erwidert ist? Muss Liebe überhaupt etwas wert sein?
Zwei Schwestern erzählen ihre Geschichte, über den Mut zu lieben, und das Ausziehen in die Fremde; den Verlust eines geliebten Wesens und das Erlangen einer unsterblichen Seele. Wir tauchen mit ihnen aus der Tiefe auf und blicken durch ihre Augen auf uns Menschen. Wir Menschen, die wir weinen können. Menschen, die ihre Seelen teilen, wenn sie lieben. Sie, die sie die Liebe viel zu oft nicht erkennen, wenn sie davor steht.
Machandelbaum
Man meint, Märchen würden „erzählt“. Dabei verhält es sich gerade andersrum: Märchen sind fiese, autonome Parasiten und sie bedienen sich ganz schamlos unserer. Am äußersten Rand der greifbaren Wirklichkeit belauern sie uns wie durch einen venezianischen Halbspiegel. Ihr animalisch-lüsterner Voyeurismus erzeugt Gänsehaut und reißt uns in ihre Abgründe wie in ein schwarzes Loch. Alles verschwimmt: Ist das die Wirklichkeit, in der Wir leben?