Ausstellung „Antitext“: Die tragische Literaturgeschichte der Ukraine

Ausstellung „Antitext“: Die tragische Literaturgeschichte der Ukraine
Die Ausstellung „Antitext“ zur komplexen Literaturhistorie der Ukraine wird am 1. Oktober 2024 im Art Space in Exile des Berliner Hotels Continental eröffnet. „Antitext“ thematisiert die Auswirkungen des totalitären Sowjetregimes im 20. Jahrhundert auf die ukrainische Literatur und Kultur sowie die des aktuellen Angriffskriegs.

Ziel von „Antitext“ ist es, zu erforschen, wie Texte unser kulturelles Gedächtnis prägen und welchen Einfluss vergessene oder zensierte Werke auf unser heutiges Leben haben.

„Unser kulturelles Gedächtnis bestimmt, wer wir sind. Texte sind die Werkzeuge des Gedächtnisses. In einem totalitären Staat wurden Texte, die nicht mit der offiziellen Ideologie übereinstimmten, zu „Anti-Texten“ und wurden deshalb vernichtet. Als Folge blieben sie den nachfolgenden Generationen unbekannt“, betonen die Organisatoren des Literaturmuseum Charkiw.

Die Ausstellung zeigt, wie die Sowjetunion im 20. Jahrhundert mittels Zensur und Verfolgung der ukrainischen Autor:innen das literarische Erbe der Ukraine beinahe vernichtete. Autor:innen wurden politisch verfolgt und unterdrückt, und ihre Werke wurden in speziellen Archiven versteckt, die der Öffentlichkeit jahrzehntelang nicht zugänglich waren.

„Antitext“ beleuchtet nicht nur diese schwierigen Kapitel der Geschichte, sondern wirft auch wichtige Frage auf, wie sich diese Verluste auf das kulturelle Gedächtnis und die Identität der Ukraine ausgewirkt haben: Wären wir heute anders, wenn wir Zugang zu diesen Texten gehabt hätten? Wenn diese Schriftsteller gelebt und weitergeschrieben hätten, anstatt unterdrückt zu werden? Unwissenheit prägt unsere Gesellschaft ebenso.

Diese Historie setzt sich im aktuellen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine fort. Die Aktionen des Aggressors gehen über militärische Angriffe hinaus und richten sich auch gegen die ukrainische Kultur selbst: In den besetzten Gebieten werden Künstler:innen werden getötet, Kultureinrichtungen zerstört, ukrainische Bücher aus Bibliotheken und Schulen entfernt, und Museen und Archive geplündert. Die ukrainischen Lehrpläne werden durch russische ersetzt.

Die Ausstellung „Antitext“ ist bis zum 12. Oktober 2024 zu besichtigen. Im Rahmen der Ausstellung finden auch öffentliche Lesungen von Werken ukrainischer Autoren statt, die während der Sowjetzeit verfolgt wurden. Darüber hinaus werden Führungen durch das Personal des Hotel Continental angeboten.

Zusätzliche Informationen:In der Ausstellung werden keine traditionellen Museumsobjekte gezeigt. Dies ist symbolisch für die derzeitige Situation in ukrainischen Museen, in denen Kulturgüter versteckt werden müssen, um sie für künftige Generationen zu erhalten. In der Ausstellung werden jedoch Werke ukrainischer Autoren gezeigt, die trotz aller Versuche der sowjetischen Behörden, sie zu zerstören, von den Ukrainern geschützt und bewahrt werden konnten.

Die Ausstellung befasst sich auch mit der kritischen Frage, wie die Ukraine heute mit dem kulturellen Erbe umgehen sollte, da die materiellen Träger durch die russische Aggression erneut von Zerstörung bedroht sind.

Für weitere Informationen zu diesem Thema empfehlen wir die Lektüre von Artikeln über die „Hingerichtete Renaissance“ und die oppositionellen „Sechziger“ in der Ukraine.

Die Veranstaltung wird vom Literaturmuseum Charkiw mit Unterstützung des Ukrainischen Instituts in Deutschland organisiert.

Für alle, die tiefer in die Geschichte der ukrainischen Literatur eintauchen möchten, werden kostenlose Führungen angeboten:

• Samstag, 5. Oktober: 15:00 und 17:00 Uhr

• Sonntag, 6. Oktober: 15:00 und 17:00 Uhr

Veranstaltungsort
Elsenstraße 87 12435 Berlin -
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